Ferienwohnung Rhein-Lahn-Glück
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Lahn-Rundwege: der LahnWeinStieg
25.09.2024 - Wir waren wieder unterwegs und haben den nächsten Rundwanderweg in unserer Region erkundet. Dieses Mal sind wir an die Lahn, genauer nach Obernhof, wo der LahnWeinStieg uns echt beeindruckt hat. Ein relativ neuer Weg, der 2021 eröffnet wurde. "Sportlich, spannend und spektakulär" beschreiben ihn seine Macher, und das können wir nur bestätigen. Ein Auf und Ab von Hügeln, Tälern, Weinbergen, Wäldern, Wiesen, Dörfchen, dazu ständig wechselnde Wege mit wunderschönen Blicken ins Lahn- und Gelbachtal und außerdem viele, viele Infos am Wegesrand zur Geschichte der Region. Viel Spaß beim Lesen und Wandern Silke und Gundolf
Lahnwein - eine lange Geschichte kurz erzählt
Von 100 auf 6 - das ist die Kurzversion der Geschichte vom Weinbau im Lahntal und Gelbachtal.
Belegt ist der erste Weinbau an der Lahn für das Jahr 1159 in Nassau, in Obernhof wurden wohl um 1370 die ersten Rebstöcke gepflanzt. Schon 200 Jahren zuvor war man dazu übergangen, in steilen Hängen mithilfe von Mauern kleine, flachere Terrassen anzulegen. So konnte nach und nach auch das enge, steile Lahntal zwischen Lahnstein und Diez mit Reben bestückt werden. Im 16. und 17. Jahrhundert waren die Südhänge im unteren Lahntal wohl durchweg mit Reben bedeckt, in allen Gemeinden wurde Wein angebaut.
Kaffee statt Wein
Einen ersten Rückgang gab es während und nach dem Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1638. Eine geschrumpfte Bevölkerung, neue Getränke wie Tee, Kaffee und Kakao und die „Kleine Eiszeit“ zwischen 1675 und 1715 ließen den Weinbau an der Lahn deutlich schrumpfen.
Weiter bergab ging es mit der Industrialisierung. Der Bergbau bot bessere Einkommensmöglichkeiten und viele Winzer wechselten den Beruf oder fuhren mit der 1863 fertiggestellten Bahn bis nach Gießen oder Lahnstein, um dort ihr Geld zu verdienen.
Einen kleinen Aufschwung gab es zwischendurch dann doch: Zwischen 1870 und 1930 verschlug es von der Mosel einige Winzer an die Lahn, die dort brachliegende Flächen kauften. Von denen gab es reichlich, denn zwischen 1820 und 1865 war die Rebfläche von 100 Hektar auf 46 Hektar geschrumpft. Sie konnten den Niedergang zwar auch nicht aufhalten, aber immerhin gelangte so der Riesling ins Lahntal, das bis dahin vor allem für seine Rotweine bekannt war.
Weinbergsflächen, die mit jedem Erben kleiner wurden, ein mittelalterliches Wegenetz, das Mechanisierung in den Weinbergen unmöglich machte, häufige Frostschäden und Schädlinge machten dem Lahnwein dann fast den Garaus: In Nassau war 1982 Schluss, in Bad Ems schon 1965. Heute finden sich in Obernhof die letzten Weinberge im gesamten Lahntal.
Die letzten vier
Seit 1971 gibt es kein eigenes Weinanbaugebiet Lahn mehr. Die Großlage Lahn gehört heute zum Weinbaugebiet Mittelrhein. Bewirtschaftet werden derzeit nur noch 6 Hektar rund um Obernhof von zwei Haupt- und zwei Nebenerwerbswinzern.
Der LahnWeinStieg auf einen Blick:
Start/Ziel: in Obernhof am Bahnhof.
Alternativer Start: Weinähr an der alten Brücke.
Länge: ca. 10,7 km
Höhenmeter: Auf- und Abstieg jeweils ca. 460 m
Die Höhenangaben variieren: Komoot kommt auf 340 m, der Tourenplaner Rheinland-Pfalz auf 458 m. Unsere Aufzeichnung hat ebenfalls 450 m ergeben.
reine Gehzeit ohne Pausen: ca. 3,5 h
Hinter der Lahnbrücke in Obernhof (Richtung Bahnhof) gibt es einen Parkplatz direkt an der Lahn (Seelbacher Straße). Oder ihr parkt in der Bahnhofstraße in der Nähe des Bahnhofs. Von beiden Standorten ist es nur ein kurzer Weg bis zum Start der Runde. Es geht zurück über die Brücke, geradeaus die Borngasse hoch und dann seit ihr schon auf dem LahnWeinStieg.
Alternativ: Wenn ihr in Weinähr startet: Der kleine Parkplatz an der alten Brücke bietet ca. für 10 Autos Platz und liegt direkt auf dem Wanderweg.
Der LahnWeinStieg ist gut und durchgehend in beide Richtungen beschildert. Eine Karte braucht ihr nicht.
Wir sind ihn gegen den Uhrzeigersinn gegangen. Was ich als angenehm empfand, weil wir in dieser Richtung alle Leitern bergauf gegangen sind. Ausgeschildert ist er in beide Richtungen.
eher schwer
Es gibt viele steile Anstiege, felsige Wegabschnitte und zwei Kletterpassagen mit Leitern (die längste ist 6 Meter hoch). Beide Passagen lassen sich allerdings umgehen.
Der LahnWeinStieg ist ausgesprochen abwechslungsreich, was zum einen an der unterschiedlichen Wegbeschaffenheit, aber vor allem an der tollen Landschaft liegt. Bei Obernhof und Weinähr mündet das Gelbachtal ins Lahntal und der LahnWeinStieg führt in, über und durch beide Täler. Es geht mal am Bach entlang, dann steil bergauf durch alte Weinbergterrassen, dann wieder folgt ihr am Hang des Gelbachs entspannt einem alten Bergmannspfad, im nächsten Moment kraxelt ihr über Felsen, steht unter einem Gipfelkreuz und blickt weit über beide Täler und unzählige Hügel. Ihr habt nur wenig Teer unter den Füßen, dafür gibt es viele Treppen, einige Leitern und Steighilfen und viele, oft felsige Pfade.
Es gibt in Obernhof und Weinähr noch vier Weingüter, teilweise mit Ausschank. Einen Überblick mit Webadressen findet ihr auf der Webseite mittelrhein-wein.com
Darüber hinaus findet ihr am Start und Ziel in Obernhof eine Pizzeria (Ristorante Faustino) und eine Eisdiele. Unterwegs in Weinähr könnt ihr im Landhotel Weinhaus Treis einen Stopp einlegen.
Für uns die beste Jahreszeit sind Frühjahr und Herbst. Es gibt viele Aufstiege in der prallen Sonne (alte Weinbergslagen) und hier war es selbst an einem milden Septembertag, an dem wir unterwegs waren, brütend heiß. Außerdem gibt es leider so gut wie keine Bänke im Schatten. Zwar hat man von den vielen Bänken unterwegs meist einen tollen Blick, sitzt aber so gut wie immer in der prallen Sonne.
Und noch ein Tipp: Es sollte trocken sein, denn die vielen felsigen Wege sind bei Regen und Nässe nicht zu empfehlen.
Geschichte(n) am Weg
Genauso wie auf dem Langhalsweg, den wir zuletzt beschrieben haben, findet ihr unterwegs viele Schilder mit historischen Infos. Und rund um Obernhof und Weinähr gibt es einiges zu erzählen: über die Natur, den Bergbau, den Erdbeeranbau und natürlich viele interessante Details zum historischen und aktuellen Weinbau an der Lahn.
Variable Länge
Der LahnWeinStieg windet sich in unzähligen Kurven und Schleifen rund um Weinähr und Obernhof und es gibt immer wieder Verbindungen zwischen den Wegen. Ihr könnt also problemlos unterwegs abkürzen oder von vorneherein nur die halbe Strecke planen – und das ganz variabel, denn es lässt sich fast jede Schleife abkürzen.
- Goethepunkt: traumhafter Blick von der Aussichtsplattform über Lahn- und Gelbbachtal bis zu Kloster Arnstein
- Gipfelkreuz über Weinähr: kleine „Bergstation“ mit ebenfalls sensationellem Blick aus der entgegengesetzten Richtung.
- Kletterpassagen mit Leitern, Seilen und Steighilfen
Unser Fazit zum LahnWeinStieg:
Für uns ist der LahnWeinStieg einer der Wanderhighlights in unserer Region. Natürlich ist die Landschaft nicht so spektakulär wie am Mittelrhein, wo man immer wieder staunend steht und schaut, wenn sich wieder ganz plötzlich ein Ausblick in diesen majestätischen Canyon öffnet. Das Lahntal und das Gelbachtal sind lieblicher. Alles ist kleiner, gemütlicher, verwinkelter, versteckter. Aber das macht gerade den Reiz aus. Die vielen verschlungenen Biegungen der beiden Flüsse und das Gewirr an Hügel, die sich bis zum Horizont erstrecken. Und da der Weg beide Täler mitnimmt, hat man immer wieder neue Blicke in die Landschaft, hat mal das Gelbachtal im Vordergrund, dann wieder die Lahn, mal Weinähr, mal Obernhof. Für uns hat der LahnWeinStieg mindestens ebenso den Titel "Schönster Wanderweg Deutschlands" verdient wie der Langhalsweg in Osterspai. Unbedingt einplanen und sich einen ganzen Tag Zeit nehmen.